Argentinien



14.04.2014 - Die Quebrada de Humahuaca

Wetter: 10 - 25 Grad, sonnig

Von der Grenzstadt La Quiaca aus fuhren wir auf der RN 9 in südliche Richtung, um bis nach San Salvador de Jujuy oder gegebenenfalls bis nach Salta zu kommen. Nachdem wir jetzt wochen, wenn nicht monatelang auf Höhen zwischen 3500 und 5000 Metern herumgefahren sind, ging es für uns "Höhenflieger" nun in den Keller hinab auf gut 1000 Meter. Und das Wetter trieb einige Kapriolen mit uns. Beim Losfahren am Grenzort war es zunächst mit etwa 12 Grad kühl; im Verlaufe der Fahrt wurde es jedoch angenehm warm bei guten 20 Grad. Als wir ins Tal hinab fuhren, kam uns auf 2000 Meter Höhe ein eisiger Wind entgegen, der uns veranlasste, das warme Jäckchen wieder anzuziehen. Und 50 km später war es dann wiederum so warm, das ein erneutes Umziehen fällig war.

Die Straße wand sich in endlosen Kurven hinab bis nach Humahuaca. Einige Kilometer dahinter fingen dann so langsam die Gesteinsformationen an, für die die "Quebrada de Humahuaca"  bekannt ist. In dem auch "Siebenfarbental" genannten Tal sind unzählige Gesteinsformationen sichtbar, die auf beeindruckende Art und Weise die Erdentstehung aufzeigen. Bedingt durch unterschiedliche Mineralien im Gestein werden die verschiedenen Farben sichtbar. Auf der einen Seite ein wunderschöner Anblick; wir haben uns jedoch mehr davon versprochen und auf unserer Reise auch schon beeindruckendere Sachen ähnlicher Art gesehen.

Mittendrin haben wir dann auch unseren 28.000sten Reisekilometer abgespult. Mal schauen, ob wir auf die 30.000 km noch kommen. Die Fahrt verlief relativ zügig und wir waren schon am frühen Nachmittag in San Salvador. Daher beschlossen wir, gleich bis Salta durchzuziehen und dort etwas außerhalb ein Quartier zu suchen.


15.04.2014 - Quebrada de las Conchas, die Zweite

Wetter: sonnig, zunächst jedoch kühl bei 8 - 25 Grad

Vor gut einem halben Jahr haben wir die "Muschelschlucht" schon in Süd-Nord-Richtung durchfahren und waren begeistert ob der Natur, die wir hier gesehen haben. Und da wir jetzt wieder in Richtung Süden müssen, sind wir dieselbe Strecke natürlich gerne wieder zurückgefahren. So hatten wir die Gelegenheit, die tollen Landschaften von der anderen Seite zu sehen, schöne Bilder zu schießen und das halbe Jahr zwischen den beiden Fahrten Revue passieren zu lassen.

Der Rest ist gleich erzählt. Die kurze Strecke bis Cafayate war schnell zurückgelegt und wir stiegen in einem schönen Hostel mit tollen Innenhöfen unter. Dort konnten wir uns der Homepagepflege widmen, nachdem wir die letzten paar Tage kein bzw. nur ein bescheidenes Internet hatten.


16.04.2014 - Rosis Geburtstag

Wetter: natürlich sonnig, ca. 20 Grad

Heute ist Ruhetag. Kein Fahren, sondern nur Geburtstag und organisatorische Kleinigkeiten, die wir erledigten. Gestern brachten wir noch Wäsche zum Waschen, die wir heute wieder abholten. Bargeldversorgung, Kettenpflege bei Rosis "Effe", Homepagepflege, ...

Insgesamt ein ruhiger Tag, den wir genossen und der unter dem Motto "Happy Birthday" stand. Natürlich auch ein wenig Geburtstag feiern mit Kuchen und allem, was dazugehört und sich auf die Schnelle organisieren läßt.


17.04.2014 - Mit großen Schritten zum Paso Agua Negra

Wetter: sonnig, teilweise ein wenig bewölkt, ca. 16 - 20 Grad

Gestern hatten wir uns spontan entschlossen, die Reststrecke in Argentinien von knapp 750 km in zwei statt in drei Tagesabschnitten zu fahren. Und dieses Vorhaben haben wir heute gleich umgesetzt.

Leider mussten wir die eine Hälfte des guten, aber richtig süßen Geburtstagskuchens im Hostel lassen, da wir auf den Moppeds hierfür keine Transportkapazitäten frei hatten. Derart unbeschwert starten wir gegen 09.30 Uhr von Cafayate und jagten die "Weinstraße" entlang auf der (wieder einmal) "Quarenta" in Richtung Amaichi del Valle. Links und rechts der Straße nur Weinberge von allen möglichen Bodegas.

Auch hier kommt so langsam der Herbst. Die Blätter fallen und liegen am Straßenrand, die Bäume und Weinberge sind abgeerntet. Es wird Zeit, daß wir in den Frühling (in Deutschland) zurückkehren. Man merkt abends und in der Früh an den Temperaturen, daß es hier der kühleren Jahreszeit entgegen geht. Wo wir noch vor knapp sechs Monaten bei 35 Grad durchfuhren, haben wir heute gerade mal die Hälfte auf der Anzeige stehen.

Und so zogen wir in einem Rutsch bis Belén durch und machten dort in einem Eiscafe an der Plaza eine kurze Pause. Da es noch früh am Nachmittag war, stand der Umsetzung des "Long Runs" nichts im Wege. Also nochmals in den Sattel geschwungen und weitere 200 km bis nach Chilecito heruntergeritten. Morgen werden wir den Rest bis nach Las Flores unter die Räder nehmen, um dann am Samstag über den Paso Agua Nagra nach Chile hinüber zu reisen.

Auch hier merkt man, das ein halbes Jahr um ist. Die Baustelle bei Hualfin, die vor sechs Monaten noch gut 35 km Schotter bedeutete, hat sich auf gute 5 km reduziert. Wenn wir gerade bei den Kilometern sind. Heute stand der 29.000er auf der Uhr. Ich denke, wir werden in wenigen Tagen den 30.000sten Reisekilometer bejubeln können.


18.04.2014 - Sind wir etwa am 15. August in Italien unterwegs?

Wetter: sonnig, zwischen 10 und 25 Grad

Bei schönem Sonnenwetter, allerdings in der Früh herbstlich kühl, machten wir uns auf die letzte Etappe in Argentinien auf. Heute wollten wir in dem uns bekannten Örtchen Las Flores kurz vor dem Paso de Agua Negra Station machen, um am Samstag dann über den Pass nach Chile hinüber zu fahren.

Gesagt, getan. Über die Routa Nacional Quarenta fuhren wir bis Nonogasta, um dann die bei der Herfahrt gsperrte Strecke Nach Villa Unión unter die Räder zu nehmen. Zunächst ging es in ein herrliches Tal hinein. Danach stieg die Strecke wieder bis auf fast 4000 Meter an. Auf der Paßhöhe selbst hieß es dann auf einem steilen und schmalen Baustellenabschnitt auf sehr unwegsamen Straßen hinter ein paar Schlafmützen hinterherzuzotteln, da in diesem Bereich keinerlei Überholmöglichkeit vorhanden war. Das Warten wurde jedoch belohnt. Nach der Paßhöhe ging es auf einer nagelneuen und gut ausgebauten Straße wieder hinunter bis Villa Unión. Wieder einmal ein Stück Motorradfahrers Traumstrecke.

Nach Gunandacol hatten wir etwa hundert Kilometer "Bade(n)tag". Wie bereits einmal beschrieben, bauen die Südamerikaner bei ihren Straßen nicht unbedingt eine Unterführung für ihre Wasserläufe, sondern betonieren in den Straßensenken einfach mehr oder weniger lange Abschnitte quer zur Straße ein, wo das Wasser von der einen auf die andere Straßenseite fließen kann. Man muss sich die Straße also folgendermaßen vorstellen. Sie verläuft in Nord-Süd-Richtung parallel zur Sierra de la Punilla. Die Sierra selbst ist ein Bergkamm, etwa 500 - 600 Meter höher als die Straße und westlich davon verlaufend. Von dem Bergrücken laufen alle paar Meter flussähnliche Vertiefungen hinunter ins Tal, die bei starkem Regen das Wasser sowie Sand, Steine und Geröll mit ins Tal reißen. 

Die Straße selbst ist ein stetes Auf und Ab, wobei das Ab immer in eine "Baden" genannte Betonrinne mündet, die zwischen fünf und hundertfünfzig Meter lang/breit ist. Auf den gut hundert Kilometer Strecke durchfuhren wir geschätzte drei- bis vierhundert Badens, so dass es uns nicht langweilig wurde. Auf, Ab, Auf, Ab, Auf, Ab .....

Die Schaukelei hörte erst auf, als die Straße in die sogenannte Quebrada de Jachal mündete, eine Schlucht, die vor San José de Jachal liegt. Über diese kamen wir schließlich nach San José de Jachal, von wo wir die letzten Kilometer nach Las Flores in Angriff nahmen. Diese sollten auch gleich erledigt sein und wir freuten uns schon auf eine heiße Dusche.

In Las Flores angekommen mussten wir jedoch feststellen, das die Argentinier einmal im Jahr nicht zuhause sind, sondern irgendwo unterwegs im Ländle und dort auch übernachten. Ähnlich wie wenn man an "Ferragosto" (15.08.) in Italien eine Unterkunft sucht war auch in Las Flores alles bis auf das letzte Kämmerchen belegt. Also nichts wie zurück nach Rodeo, der nächstgrößeren Stadt Richtung San José. Dort das genau gleiche Spiel. Zuletzt blieb uns nichts anderes übrig, als auf dem örtlichen Campingplatz  unser Stoffhotel aufzustellen.

Nachdem das "Zimmer" aufgebaut war, kamen wir mit der neben uns campenden argentinischen Familie von Julio Polito ins Gespräch. Diese war mit Töchtern, Schwiegersöhnen und Enkeln auf einem Ostercampingausflug und luden uns spontan zum Essen ein. Und wir können sagen: Mama und die Töchter haben hervorragend gekocht. Reis und Nudeln mit Fisch, ein typisches Karfreitagsessen, haben hervorragend geschmeckt. :-) :-) :-) Vielen herzlichen Dank für die liebe Einladung. Nachdem es jedoch zwischenzeitlich empfindlich kühl geworden war, zogen wir uns recht schnell in die Schlafsäcke zurück.


19.04.2014 - Der Paso de Agua Negra und eine neue "Grenzgeschichte"

Wetter: optimal; sonnig, zwischen 4 und 25 Grad

Die Grenzüberquerung nach Chile über den Agua Negra stand uns heute bevor. Da wir nicht wußten, wie lange sich diese hinzieht, machten wir uns relativ früh daran, unsere sieben Sachen zusammen zu packen und zu starten. Es wurde jedoch erst gegen halbacht richtig hell und so war es sinnlos, im Dunkeln alles zusammenzupacken.

Die Nacht im Stoffhotel war empfindlich kühl. Die Temperatur ging auf etwa minus 10 Grad herunter und die Motorräder sowie das Zelt waren von einer Reifschicht überzogen. Da wir jedoch eine gute Ausrüstung unser eigen nennen können, machte uns das Wetter nichts aus.

Nachdem das ganze Gelumpe zusammen gepackt war und die Motorräder startfertig waren, kam unsere argentinische Nachbarsfamilie nochmals zu uns herüber und bot uns frischen Kaffee sowie selbstgemachtes Gebäck an, den wir bei der Kälte natürlich gerne annahmen. Doch irgendwann hieß es auch, von den sehr herzlichen Nachbarn Abschied zu nehmen und los zu fahren.

Kurz nach Las Flores kam dann auch schon die argentinische Grenzabfertigung mit Immigration und Zoll, die problemlos verlief. Nach dieser ging es zunächst zwanzig Kilometer über eine alte holprige Teerstrecke, bevor gute dreißig Kilometer nagelneue Asphaltfahrbahn das Fahren wieder zügig werden ließen. Doch irgendwann waren diese auch zu Ende und es kam Schotter. Und zwar nur noch Schotter, so weit das Auge reichte.

Etwa 60 Kilometer Schotterstrecke war es allein bis zur Paßhöhe, die sich über atemberaubende Farblandschaften bis auf fast 4800 Meter hoch schraubte. Über schmalste Sträßchen, die sich mit der "Straße des Todes" in Bolivien vergleichen lassen, kamen wir zur Passhöhe, die uns mit einem eisigen Wind empfing. Von dort aus ging es so gut wie ausschließlich bergab. Bis zur chilenischen Grenzabfertigung hatten wir jedoch nochmals fast 80 Kilometer Schotterpiste vor uns. Und eines können wir nun sagen. Die Landschaft braucht einen direkten Vergleich mit dem Siebenfarbental nicht zu scheuen. Im Gegenteil. Die Quebrada de Humahuaca ist dagegen als relativ langweilig einzustufen. Schaut euch die Bilder selbst an und beurteilt.

Irgendwann ist auch die längste Piste aus und wir freuten uns schon, zügig bis La Serena durchziehen zu können. Doch wir hatten die Rechnung ohne den Wirt bzw. die Apfelbutzenkontrolleure gemacht. Während Immigration und Zoll sehr schnell arbeiteten, meinte der gute Mann von der SAP und seine Kollegin, unser Gepäck zu hundert Prozent durchsuchen zu müssen. Den ganzen Mist vom Motorrad herunter, raus aus den Koffern, durch einen Scanner hindurch und mit der Hand auch noch durchsucht. Als ob wir nach bald zehn mal Grenzübertritt noch rigendwo Obst oder Blumensamen in den Koffern verstelcken müssten, um diese mit nach Deutschland zu nehmen. Wie sagten schon die Gallier? "Die spinnen, die Römer!"

Die ganze Prozedur zog sich in die Länge und wir kamen erst mit einiger Verspätung auf das letzte Teilstück hinab nach La Serena. Gute 150 km flottes Kurvenwedeln auf einer fast neuen Strecke mit griffigem, optimalem Belag machten den Rest des Tages zu einem Hochgenuss. Nur geil, sag ich euch .... Trotz flottem Wedel war es dann fast zwanzig Uhr, bis wir in La Serena in einem gemütlichen Hotel bei einer älteren Dame eincheckten und den Abend bei Sandwiches und Bier beendeten.


So, daß war der letzte Grenzübertritt mit dem Motorrad in Südamerika. Wie es weiter geht, könnt ihr unter dem Eintrag vom 20.04.2014 im Kapitel ---> Chile (Norden) lesen.