Ecuador



Aufgefallen

In den Reiseführern wird über Ecuador von einem sogenannten "Drittland" mit sehr hoher Kriminalität gesprochen. Das dürfte teilweise der Wahrheit entsprechen. Die Städte und Gemeinden haben jedoch dazu gelernt und haben ihre öffentlichen Plätze alle mit sehr viel nationaler Polizei, städtischen Polizeien und privaten Sicherheitsdiensten ausgestattet, so daß man nirgends das Gefühl der Unsicherheit hat. Klar dürften sich Ganoven auch unter den Leuten herumtreiben und auf eine günstige Gelegenheit warten, aber bei soviel Staatsmacht wäre das dann doch etwas frech. Wir fühlen uns auf jeden Fall sicher und sehr wohl.


02.03.2014 - Unterwegs bei Chiquita und Co.

Wetter: schon morgens um 09.30 Uhr 32 Grad; schwül; kein Spaß

Schweren Herzens haben wir uns vom Beachurlaub aufgerafft und sind wieder in die verschwitzten Motorradklamotten geschlüpft. Dafür waren wir schon etwas früher aufgestanden und hatten gehofft, der "angenehmen Wärme" noch ein wenig entgehen zu können. Doch als wir um kurz nach Neun aus Mancora losfuhren, standen auf dem Thermometer 32 Grad ... ächz.

Die gut 150 km bis zur peruanisch-ecuadorianischen Grenze vergingen relativ schnell und wir waren nach guten zwei Stunden dort eingetroffen. Und ihr ahnt es sicher schon ... wir haben wieder einmal neuen Stoff, um den Mehrteiler "Grenzerfahrungen" fortsetzen zu können. Die gestrige Episode hatte dann folgendes Drehbuch:

So gegen halbzwölf Uhr fuhren wir bei brütender Hitze noch frohgemut auf der vierspurigen Straße in Richtung Ecuador, als plötzlich auf der anderen Seite der vier Fahrbahnen ein Grenzabfertigungsgebäude kam. Da wir ja schon Erfahrungen mit "übersehenen" Grenzgebäuden etc. hatten, fragten wir hundert Meter weiter einen Uniformierten, wo wir denn hin müssen. Auskunft: in dieses Gebäude !!! Also auf der vierspurigen Straße noch ein paarhundert Meter weitergefahren, gewendet und wieder zurück zu dem Gebäude. Dort stellten wir die Motorräder auf einem freien Parkplatz ab und fragten den nächsten Uniformierten, wo denn der Zoll und die Immigration für uns untergebracht sind. Er erklärte uns, daß wir in dem Komplex zu dem großen Gebäude in 300 Meter Entfernung gehen müssten. Dort angekommen wurden wir jedoch vom nächsten Uniformierten angesprochen und nach Beantwortung seiner Fragen aufgeklärt, daß das hier der falsche Gebäudekomplex sei und wir zwei Kilometer weiter in unserer ursprünglichen Fahrtrichtung fahren müssten, um zum Richtigen zu kommen. Also wieder zu den Moppeds zurückgedackelt und weitergefahren.

In dem zwei Kilometer entfernten Gebäudekomplex durften wir zunächst den richtigen Eingang suchen, um dann nach (was wohl ... ???) Ausfüllen eines Papierchens die Ein- und Ausreise gestempelt zu bekommen. Auf die Frage, wo sich denn der Zoll befinde, kam die Antwort, daß dieser am anderen Ende des Komplexes liege. Nun gut, in der Sauhitze in den Motorradklamotten ist es ja ein Kinderspiel ... also triefenderweise beim Zoll eingetroffen. Gott sei Dank gab es eine Air Condition. Die Ausfuhr unseres Motorrads aus Peru war von dem Freundlichen schnell erledigt. Auf die Frage, wo denn der ecuadorianische Douana sei, erklärte er mir, daß dessen Gebäude im nächsten Ort in 2 km Entfernung komme. Nun gut, wieder zu den Motorrädern zurück und am nächsten großen Kreisverkehr in den Ort abgebogen. An der Polizeikontrolle am Ortsanfang (die kennen sich ja wohl im Ort aus!?!) wurde meine dementsprechende Frage beantwortet, das hier im Ort kein Zollgebäude sei. Wir müssten wieder die 2 km zurück fahren. Dort würde das erledigt.... also wieder zurück !!!

Dort angekommen fragten wir wieder einen Uniformträger (und es waren alles keine Parkboys oder so etwas ähnliches), wo denn der ecuadorianisch Zoll sei. Gott sei Dank kam nun ein anderer ecuadorianischer Motorradfahrer zu Hilfe und erklärte uns, daß im nächsten Ort in einer anderen Fahrtrichtung das Zollgebäude sei und fuhr voraus. Das Drama ist noch nicht zu Ende ....

Jetzt geht ja alles noch vollends schnell ... dachten wir uns. Vor uns waren zwei kolumbianische Motorradfahrer, von denen der Zöllner alle möglichen Papiere und Stempelchen forderte. Dazwischen quakte dann mehrmals irgendein ecuadorianischer Autofahrer mit irgendwelchen Grenzproblemen dazwischen und schwuppdiwupp nach eineinhalb Stunden waren wir auch schon an der Reihe. Hatte er doch schon ZWEI Leute geschafft, der Gutste.

Nachdem er von uns alle möglichen Angaben zu Motorrädern und uns abgefragt hatte (mich hätte nicht gewundert, wenn er die Geburtsurkunde der vor Jahren verstorbenen Großmutter in vierfacher beglaubigter Ausfertigung verlangt hätte), hatten wir dann eine gute dreiviertel Stunde später zwei abgestempelte Ausfuhrbescheinigungen in den Händen und konnten unsere Fahrt fortsetzen.

Da der halbe Mittag schon um war, mussten wir etwas dazutun, um unser geplantes Ziel Guayaquil noch vor Einbruch der Dunkelheit zu erreichen. Unmittelbar hinter der Grenze plötzlich ein Wandel. War die Landschaft vor wenigen Kilometern noch öde Wüste, so spriesste plötzlich alles grün. Und zwar so grün, daß man meinen konnte, die Natur platzt jetzt gleich aus allen Fugen.

Von Huaquillas aus führte uns die Fahrt auf der E25 über Santa Rosa und Machala in den Norden. Eigentlich müßten die Städte hier ganz anders heißen. Nämlich Chiquita, Dole, Del Monte, usw. Von der Grenze weg fuhren wir über 150 km nur durch das "Grüne Gold" (Bananenplantagen). Bananen, Bananen und nochmals Bananen ... soweit das Auge reicht. Ab und zu mischen sich auch wieder mal Zuckerrohrfelder oder andere Obstplantagen darunter. Und mitten durch die Plantagen geht eine vier - bis sechsspurige Straße.

Bei genauerem Hinsehen entdeckten wir, daß die Fruchtstände an der Staude, also die kompletten Bananenbüschel, mit durchsichtigen und gelochten Plastiktüten abgedeckt sind. Vermutlich reifen sie unter den Tüten schneller und sind weniger anfällig für Umwelteinflüsse.

Bei der Fahrt über die Dörfer fiel uns auf, das an jedem Fluss, Bach oder sonstigen Wässerchen Unmengen von Leuten waren, die dort bei lautstarker Musik feierten, badeten, sich mit Farbe und Wasser bewarfen und gegessen und getrunken wurde. Auch in den Dörfern wurden wir (... Erfrischung ....) mehrfach mit Wasser beschossen. Die Feste und die Wasserspiele gehören hier zur Gaudi in der Karnevalswoche und werden ausgiebigst und exzessiv gefeiert.

Kurz vor dem Dunkelwerden fuhren wir in Guayaquil ein. Nachdem unsere Navigationssoftware von Garmin für Ecuador und Bolivien keine Karten aufweist, müssen wir in diesen beiden Ländern wieder selbst navigieren. Im Reiseführer hatten wir uns ein günstiges Hotel ausgesucht, das in der 3-Millionen-Stadt relativ zentrumsnah liegt und haben es ohne Navi und ohne Karten trotzdem gefunden.

Und seit heute steuern wir steil auf den 30.000sten Reisekilometer zu; vorhin gab es den 21.000er.


03.03.2014 - Santiago de Guayaquil

Wetter: ächz....Sonne, 32 Grad ... schwitz

Wie die fast 500 Jahre alte Stadt zu ihrem Namen kam, darüber gibt es mehrere Theorien. Fest steht, daß sie in ihrer fünf Jahrhunderte andauernden Geschichte vielfache Plünderungen, Angriffe, Staatstreiche und militärische Aufstände mitmachen mußte. Wer mehr darüber wissen möchte, kann den obigen Link zu Wikipedia anklicken. Wir schauten uns die Stadt heute und live vom Oberdeck eines Busses an, der uns knappe zwei Stunden durch die Stadt chauffierte und uns hierbei die einzelnen Bauwerke und Monumente erklärte. Im Vorbeifahren konnten wir viele schöne Parks und öffentlkiche Einrichtungen bewundern, die der Bevölkerung zum Ausruhen und für die Freizeit zur Verfügung stehen. Da könnten sich manche europäische Länder eine oder zwei bis drei Scheiben davon abschneiden. So gut wie in jedem kleine Kuhkaff gibt es einen oder mehrere gepflegte zentrale Plätze (oftmals mit Parks oder Grünanlagen), wo sich abends oder am Wochenende die Bevölkerung trifft.

Ach ja, Alfs Malheure nehmen kein Ende. Dieses Mal war es nicht schmerzhaft. Auf dem Oberdeck des Buses sitzend hat sich wohl irgendein ecuadorianischer "Spaß"vogel gedacht, eine Wasserbombe von einer Brücke zu werfen. Knapp daneben ist auch vorbei, das Wasser spritzte und es war eine willkommene Erfrischung. Dann doch mal lieber wieder die Basecap aufsetzen wegen der Sonne. Einige Kilometer später ... plötzlich ein leichter Schlag auf den Mützenvorderkopf. Hat doch so ein Schei....vogel seinem Namen alle Ehre gemacht und mitten auf die Mütze getroffen.

Guayaquil ist eine Stadt, in der du noch vor wenigen Jahren keinen Fuß vor den anderen setzen konntest, ohne Gefahr zu laufen, Opfer eines Kriminellen zu werden. Der jetzige Bürgermeister hat wohl aus den Vorkommnissen gelernt und hat weite Teile der Stadt wieder zivilisiert und "kriminalitätsarm" gemacht. An jeder Ecke stehen meist ein oder zwei Uniformierte und in Ecuador allgemein ist viel mehr Polizei, Sicherheitsdienste und andere städtische bewaffnete Staatsmacht auf den Straßen als anderswo.

Wir sind aber der Meinung, daß man mit den üblichen touristischen Vorsichtsmaßnahmen auch gut zurecht kommt. Natürlich nicht, wenn dir zur falschen Zeit eine 45er unter die Nase hält. Wir sind guter Dinge und hoffen, daß wir unbeschadet wieder nach Peru kommen.

Nach unserem Rundtrip mit dem Bus verschlug es uns noch in den Parque Iguana, einen zentralen Platz gegenüber der wunderschönen Kathedrale. Dort leben mehrere hundert Echsen und Leguane auf den Bäumen, die gegen Mittag von den Bäumen steigen, da sie durch städtische Mitarbeiter mit Grünfutter und Obst gefüttert werden. Ein nettes Schauspiel.

 


04.03.2014 -  Auf der Ruta del Sol

Wetter: sonnig, 33 Grad
 
Von der ehemaligen Hauptstadt Guayaquil aus zog es uns heute in knappen zwei Stunden an die Küste hinaus. Die etwa 150 km waren zügig zurückzulegen, da die Straße sehr gut ausgebaut ist. Der erste Kilometer in Guayaquil ging jedoch etwas zäh, da wir auf dieser Srrecke nicht weniger als ZWEIUNDZWANZIG Ampeln zu überwinden hatten. Bei der Fahrt fiel uns auf, das mindestens fünfzig, wenn nicht mehr "Beamte" der Verkehrsüberwachung an den Straßenrändern standen und teilweise wild gestikulierten und rote Fahnen schwangen. Keiner nahm davon jedoch irgendwie Notiz. Wir kamen uns fast vor wie bei der Formel 1.
 
Auch zur Küste hinaus und an der Küste entlang Richtung Norden war heute die Landschaft. grün, grün und nochmals grün. Entlang des Küstenstreifens begleiteten uns immer wieder ganze Pelikanschwärme, die im Formationsflug über uns hinwegflogen. 
 
Über viele kleinere Badeorte an der Küste ging es hoch bis kurz vor Puerto Lopez, wo wir in der Azuluna Ecolodge ein schönes Bambuszimmerchen mit gigantischem Meerblick bezogen. Dort werden wir morgen auch noch einen Beaching-Tag einlegen. 😄😄😄

05.03.2014 - Autsch - Vom "Zug überfahren"

Wetter: sonnig, ca. 32 Grad; konnte jedoch nicht genutzt werden

Der heutige Tag sollte eigentlich ganz anders laufen. Aber wie ihr wisst, kommt es erstens anders als man zweitens denkt.

Ursprünglich war für heute ein Tag mit Sonnenbaden vorgesehen, um unsere helmbedingten Blassbacken ein wenig der Umgebungsfarbe anzugleichen. Gestern Abend bzw. heute Nacht verspürte Alf in seiner rechten Schulter einen leichten Schmerz, der sich im Laufe der Zeit massiv verstärkte, so dass an Schlaf nicht zu denken war.

Bei der gestrigen Herfahrt nach Puerto Lopez waren wir aufgrund der hohen Außentemperaturen relativ verschwitzt und Alf fuhr mit hochgekrempelten Ärmeln des Motorradanzuges und hatte den Frontreißverschluss der Jacke auf Durchzug gestellt. Der Durchzug stellte sich auch ein und war sooo gut, das sich die Muskulatur des rechten Schulterblattes einen saftigen "Zug" holte.

Durch den Zug war der komplette rechte "Flügel" in Mitleidenschaft gezogen und jede Bewegung tat sakrisch weh; ob es nun ein Husterer war oder ein Kaffeetässchen gelupft werden sollte. So blieb notgedrungen nichts anderes übrig, als mit viel Schmieren und Salben den Tag im Schatten in der Hängematte und im Bett zu verbringen. Mal sehen, ob es morgen besser ist oder ob wir hier in der Ecolodge noch einen Tag verlängern müssen. Tja, so langsam macht sich halt das Alter bemerkbar ... ;-((


06.03.2014 - Das war ein Tag - Hitze, Urwald, Hüte und mehr

Wetter: sonnig und 32 Grad; kurz mal ein paar Tröpfchen an der Küste

Die Schulterprobleme waren fast weg und so starteten wir kurz nach dem Frühstück, um von Puerto Lopez aus nach Quevedo zu kommen. Wir hatten vor, uns an der Küstenstraße hoch zu schlängeln nach Manta und von dort aus weiter nach Montechristi. Die Küstenstraße war herrlich zu fahren; so gut wie kein Verkehr und Bikers Donnerstagvormittagstraum. Kurve an Kurve, rauf und runter ... herrlich. Manta, eine Industriestadt mit viel Fischindustrie ließen wir im wahrsten Sinne des Wortes "links liegen" und huschten die 15 km noch flott in das kleine Örtchen Montechristi raus. Was wollten wir denn in so einem Kaff mitten in der Pampa?

Na Montechristi ist weltbekannt ... zumindest bei den Insidern. Hier wird der "Sombrero fino de Panamá" hergestellt - der feinste Strohhut der Welt. Die sogenannten Panamahüte werden in Ecuador hergestellt, und zwar in Montechristi. Nur hier in diesem Bereich wächst die endemische, grün-gelbe und bis zu 5m hohe Toquilla Palme. Alle drei Monate werden die dünnen, langfasrigen Blätter mit der Machete geschnitten, mit einem Kamm gestriegelt und drei bis vier Stunden in Wasser gekocht. Danach wird das Stroh mit Schwefel geräuchert und in der Sonne getrocknet. Diese Prozedur verleiht dem Rohmaterial die helle Farbe und macht es geschmeidig. Und nun können sich die Frauen von Montechristi daran machen, in mühevoller zweimonatiger Flechtarbeit oder bei den ganz feinen Hüten auch länger, ein solches Prachtstück zu flechten. Leider konnten wir den Herstellungsprozess nicht im Detail anschauen.

Unter den bekannten Hut-Trägern gesellen sich Namen wie Humphrey Bogart, Harry S. Truman, Winston Churchill, Paul Newman und Andere. Wir haben uns auch welche zugelegt und werden diese in der Transportkiste nach Hause bringen.

Von Montechristi zogen wir weiter bis Portoviejo, wo wir kurz tankten. Danach wollten wir die knapp 120 km bis Quevedo auf der "gut ausgebauten" Straße (zumindest laut Karte") in einem schnellen Rutsch hinter uns bringen und dort gemütlich Kaffee trinken.

Wir hatten die Rechnung ohne den Wirt gemacht ... bzw. ohne die Straßenbauer und die regionalen Regierungen. Da die Strecke durch ein weniger besiedeltes Gebiet und durch die Berge führt, fließen dort oben wohl die Gewerbesteuereinnahmen nicht so gut. Und das schlug sich in der Straße nieder. Die E40 führt hier mitten durch den Urwald bzw. Dschungel und man kann sie getrost mit einer Milka-Schokolade vergleichen. Brauner Dreck bzw. Schotter mit gelegentlichen hellenTeerstückchen. Sie war aber halbwegs vernünftig zu fahren und wir kamen durch irgendwelche kleineren Käffer, wo es nur Holzhütten gab. Kein gemauertes Haus.. nichts .... JotWeDe.

Erst so kurz vor Empalme Velasco Ibarra hatten die Straßenbauer ein Einsehen und legten noch 20 km feinsten neuen Teer mit geilen Kurven hin, wo wir für die zurückliegenden Stunden entschädigt wurden. Da es schon am dunkel werden war, ließen wir uns in Empalme Velasco Ibarra häuslich nieder und setzten die Route erst am nächsten Morgen nach Quevedo fort.


07.03.2014 - Eine sechsmalige Äquatorüberquerung

Wetter: anfangs sonnig und 30 Grad, später Tröpfchen, noch später satter Regen, zum Schluß 17 Grad und wolkig

Die knapp 200 Kilometer von Empalme Velasco Ibarra nach Quito reißen wir doch in gut vier Stunden runter. Dazwischen noch eine kleine Pause. Wenn wir also um 10.00 Uhr wegfahren, sind wir gegen 15.00 Uhr da. So hatten wir es Diego, unserem Ansprechpartner in Quito gestern Abend avisiert.

Zu was brauchen wir in Quito einen Ansprechpartner. Wir haben ein paar Tage den Luxus, in einem wunderschönen Appartement in einem relativ neuen "Edificio" im 16. Stock mit Blick über Quito wohnen zu dürfen. Wie kommen wir denn zu dieser Ehre? Ganz einfach. Rosis Sohn Olli hat in Deggendorf studiert. Und in seiner WG wohnte auch Daniela, eine nettes Mädel aus Venezuela. Dani´s Eltern wohnen in Venezuela und haben in Quito eben diese Wohnung, die sie uns für die Dauer unseres Aufenthaltes freundlicherweise zur Verfügung stellen. Und Diego ist der Onkel von Dani, der in Quito wohnt. Alle Unklarheiten beseitigt?

Von Empalme Velasco Ibarra weg ging es ganz nett und schön gute 120 km relativ geradeaus bis Santo Domingo de los Colorados, wo wir auch mal wieder Sprit fassen mussten. Der Reiseführer hatte geschrieben, das es nicht empfehlenswert sei, nach S.D. hinein zu fahren. Besser sei es, eine der Ringstraßen zu nehmen. Als wir gerade an der Tanke standen und noch überlegten, ob wir nun über die Ostroute vom Süden her nach Quito fahren oder über die Berge und den Norden nach Quito hineinfahren, kam Marcello, ein jüngerer Ecuadorianer auf seinem Motorrad angefahren. Nach einem kurzen Austausch empfahl er uns die landschaftlich schönere Bergroute, schwang sich auf sein Motorrad und lotste uns durch die Stadt. Danke Marcello !!!

Von Santo Domingo aus führte die Fahrt mit wenig Verkehr auf einer traumhaften Kurvenstrecke hinein in die Berge. Links und rechts der Fahrbahn wechselten sich wieder weitläufige Bananenplantagen, Palmenplantagen und Zuckerrohrfelder mit Urwald ab. Die ersten 50 km ging es richtig schön zu fahren. Doch dann gelang es uns nicht mehr, um die Wolken herumzufahren, sondern wir mussten mittendurch. Wir hatten im dichten Wolkennnebel nur noch eine Sichtweite von 10 - 15 Metern und es fing langsam zu regnen an. Innerhalb kürzester Zeit zog es dann zu und es regnete richtig fest.

Fest heißt volle Pulle und das muss heute Vormittag und eventuell die letzten Tage auch so gewesen sein. Wir durften an mehreren größeren "Baustellen" warten, wo die Bulldozer und Lkw gerade dabei waren, Erdrutsche und niedergegangene Schlamm-, Baum- und Gerölllawinen zu beseitigen. Insgesamt habe ich 36 Stellen gezählt, an denen die Hänge abgerutscht waren und teilweise noch auf der Straße lagen. Der Großteil war jedoch schon wieder beseitigt.

Auf den letzten 50 km vor Quito kamen wir dann in den Genuss, denn wohl nicht jeder so schnell haben wird. Innerhalb von gut zwei Stunden überquerten wir den Äquator insgesamt SECHS mal und fuhren gleichzeitig auch an dem wohl für uns nördlichsten Punkt unserer Südamerikareise vorbei. So kurz vor Quito konnten wir sowohl unseren 7.000sten Nordrundenkilometer bejubeln als auch den 75.000sten Kilometer auf Alfs GS und den 25.000sten Kilometer auf Rosis GS.

Was wir heute auch noch festgestellt haben. Sowohl Kuh als auch Kälbchen sind Allesfresser, sofern ein paar Oktan im Futter drin sind. Die nette Ecuadorianerin an der Tankstelle hat uns aus Versehen mit Extra betankt und nicht mit Super. Extra hat aber nur 82 Oktan. Und die GS´sen wollen normalerweise 95 Oktan im Benzin haben. Mit dem noch vorhandenen Sprit gemischt hat es offensichtlich dann schon gepasst und sie liefen trotzdem.

Auch wenn wir keine Navikarten für Ecuador haben und uns nur an der groben Übersichtskarte des Reiseführers orientieren konnten, so fanden wir doch nach ein paar Mal fragen durch die Riesenstadt hindurch direkt zum "Edificio" , wo wir uns mit Diego trafen.


08.03.2014 - Quito und der Luxus eines Appartements im 16. Stock

Wetter: morgens bewölkt bei 15 Grad - gegen später sonnige Abschnitte - am späten Nachmittag Gewitterwolken und kleinere Tröpfchen bei etwa 20 Grad

Ich komme erst heute dazu, die letzten beiden Tage in Wort und Bild zu fassen. Das war gestern und vorgestern richtig abwechslungsreich. Doch lest selbst in den Tageseinträgen der jeweiligen Tage nach.

Mittlerweile ist es schon fast gute Tradition, an größeren Streckenabschnitten eine Rast einzulegen und wieder mal, soweit es geht, etwas Wohlfühlatmosphäre zu schaffen. Unsere Motorradanzüge standen jetzt nicht nur vor Dreck, sondern waren auch aufgrund der heißen Temperaturen der letzten sechs Wochen gut durchgeschwitzt. Die Kluft klebte schon so richtig an Einem. Auch für unsere Motorradstiefel wurde es mal Zeit. Sie sind zwar mit Goretex ausgestattet, bei Außentemperaturen wie hier nutzt das jedoch nichts mehr. Da hast du 120 Grad im Trockensumpf und am Abend brauchen wir kein Mückenmittel mehr einzukaufen. Hier hilft die Biofliege .... Schuhe ans Fenster stellen und schon traut sich keine mehr in meine Nähe. Rosi hast offensichtlich ein gutes Blut und die Viecher lassen sich trotz Mückenmittel, Schuhen und Moskitonetz nicht davor abschrecken, zu stechen.

Bevor nun unsere Socken in den Schuhen Fäden ziehen und wir die Motorradkluft nimmer vom Leib bekommen, weil sie so "bebbt", haben wir die Gunst der Stunde genutzt und in unserer derzeitigen "Eigentumswohnung" die vorhandenen Hausgeräte ausgiebig genutzt.

Für die Schuhe hilft nur Hardcore ... Oxischaum und Febreeze. Und die restlichen Klamotten haben wir auch einmal komplett durchgewaschen, so das wir nun für das letzte Viertel gut aufgestellt sind.

Jetzt muss ich noch schauen, dass wir ein Internet zum Hochladen des Textes bekommen und ich meinen alten Motorradspezl Martin erreiche. Der Gutste hat nämlich heute seinen 58. Geburtstag und ich kann ihm leider nur übers Internet gratulieren, da wir in Ecuador telefonlos sind.


09.03.2014 - Am Sonntag schauen wir mal Quito an

Wetter: ca. 18 Grad, Regen bzw. dicke Wolken

Wie gestern schon angekündigt schauten wir uns heute die Altstadt von Quito an. Die Besichtigungstour in die Altstadt wurde jedoch weit später als geplant gestartet, da wir am heutigen Morgen noch etwas Ruhe brauchten. Der freundliche Nachbar im 18. Stock hatte gestern Abend bis in den frühen Morgen zu Klängen einer Liveband einen vermutlich runden Geburtstag gefeiert und uns leider nicht eingeladen. Dementsprechend war es auch um die Nachtruhe bestellt. Im 300qm-Appartement haben viele Leute Platz zum Feiern und Tanzen.

Wieder einmal mit den "Öffentlichen" gelangten wir von der Neustadt in die Ciudad Antiqua und begaben uns zunächst einmal auf den Plaza Santo Domingo, den Ausgangspunkt unserer Altstadttour. Dort angekommen konnten wir zunächst den Klängen eines ecuadorianischen Quartetts, den "Los Andinos" lauschen.

Im weiteren Verlauf kamen immer mehr Fanfarenzüge und Musikkapellen auf den Platz und wanderten wieder in alle Richtungen weiter. Da wir ein größeres Fest vermuteten, hefteten wir uns einfach mal an ihre Fersen und trotteten hinterher. Nach wenigen hundert Metern kamen wir dazu, einige Teilnehmer zu fragen, welches Fest stattfinden sollte. Leider mussten wir feststellen, daß dieses schon am Vormittag stattgefunden hatte und die Teilnehmer alle auf dem Weg zu ihren Bussen waren.

Also gingen wir weiter und begaben uns zur Calle "La Ronda", einer der ältesten Straßen Quitos und konnten dort die wunderschön hergerichteten Häuser aus dieser Epoche bewundern. Beim Weitergehen auf einen größeren Platz kamen wir zu einem Auftritt einer fünfköpfigen Musikgruppe, die anlässlich eines Jubiläums ihr Programm zum Besten gab.

Die weitere Route führte uns in Richtung Plaza Grande. Hier machten wir einen Stopp beim Museo de la Ciudad, wo wir in zwei interessanten Ausstellungen einiges über die Besiedlung, die Zeit der Spanier, die Entstehung von Quito und das Leben in der Stadt erfuhren. Leider durfte in dem Museum nicht fotografiert werden.

Da die Zeit nach der Museumsbesichtigung schon etwas fortgeschritten war, entschieden wir uns für einen Cafebesuch. Wir hätten zwar noch die Chance gehabt, dem Altstadtrundgang des Reiseführers zu folgen. Jedoch hat es in der Altstadt von Quito auf gut zwei Quadratkilometer 17 (!!!) Kirchen und eine Handvoll Museen, die wir uns nicht antun wollten. Wir haben auf der Reise schon einige Museen und Kirchen besucht und der Festplattenspeicher im Hirn ist damit belegt.

Als wir aus dem Cafe wieder herauskamen, fing es gerade wie aus Kübeln zu schütten an, so daß uns nur die Flucht in den Bus und die Heimfahrt in die Neustadt blieb. So hatte Alf dann auch Zeit, Bilder hoch zu laden und die Homepage zu aktualisieren.

 


10.03.2014 - unfreiwilliger Ruhetag für Rosi

Wetter: sonnig bis bewölkt, zwischen 15 und 25 Grad

Ursprünglich hatten wir für heute die weitere Besichtigung der Stadt und ihrer Sehenswürdigkeiten auf dem Programm. Doch so ein hinterhältiger Bursche hat sich die letzten Tage über Rosi hergemacht, ihr eins übergebraten und ins Bett geschmissen. Wir kennen ihn nicht, wissen jedoch nur, das er Durchfall, Magenkrämpfe, Schüttelfrost und sonstige Schweinereien hinterlässt. Aber wir haben die besten Waffen aus unserem roten Arzneibeutelchen geholt und ballern mit Breitbandantibiotikum und Sonstigem zurück.

So wurde das heutige Programm gestrichen. Alf hatte sich noch überlegt, allein mit dem Motorrad zum Museum "Mitad del Mundo" zu fahren und sich den Mittelpunkt der Welt anzuschauen. Aber wer des Lesens mächtig ist, endeckt im Reiseführer, daß das Museum heute geschlossen ist. Als Alternative wäre noch die Besichtigung der Neustadt zur Auswahl gestanden oder eine Fahrt mit der TeleferiQo, einer Gondelbahn auf den Vulkan Pichincha, mit der man auf die Schnelle auf knappe 4.000 Meter hoch kommt. Aber die Bergstation hatte sich im Laufe des Vormittags in Wolken gehüllt, so das der Ausblück "etwas getrübt wurde". Das Wetter hier in Quito ist eh ein Phänomen. Da hat man jeden Tag die volle Programmpalette: Sonne, Regen, Wolken, Gewitterwolken ohne Gewitter, Gewitterwolken mit Gewitter, ...

Und alleine durch die Stadt zu bummeln macht auch nicht so viel Spaß. Daher wurden jetzt noch weitere Bilder hochgeladen und andere Sachen erledigt. Und der Rest des Progrmmes wird die nächsten Tage erledigt., wenn unsere "Waffen" den "Sch...kerl" erledigt haben. :-)

 


11.03.2014 - Vom Ende der Welt zum Mittelpunkt der Welt

Wetter: vormittags sonnig mit leichter Bewölkung, 20 Grad, nachmittags ohne sonnig

Es ist schon ein paar Tage her, als wir am anderen Ende von Südamerrika in Ushuaia am südlichsten auf dem Landweg erreichbaren Punkt saßen und darüber sinnierten, wie weit wir noch nach "oben" fahren. Nun, ein gutes Vierteljahr und geschätzte 12000 km später haben wir den Mittelpunkt der Erde, den "Mitad del Mundo" nördlich von Quito erreicht.

Und nachdem es Rosi heute wieder besser ging, hieß es "aufsitzen", um zum 30 km entfernten Äquatordenkmal im Norden von Quito zu fahren. Die Strecke durch die belebte Stadt ging zügig zu fahren und das Denkmal war leicht zu finden. Die Anlage rund um das Denkmal ist ein wenig wie ein Vergnügungspark angelegt und teilweise schon etwas kitschig aufgemacht. Im Denkmal selbst müssen nochmals 3 USD Eintritt bezahlt werden, nachdem man vorher schon für den Eintritt in den Park 3 USD gelöhnt hat.

Rund um das Denkmal sind die vier Himmelsrichtungen schön gepflastert und der Äquator ist richtig "werbewirksam" in den Boden eingelassen. Die Forscher, die den Äquator vor 278 Jahren vermessen haben, hatten jedoch etwas ungenaue Geräte. Als Alf heute Mittag das Navi einschaltete, zeigte es nicht die berühmten Nullen an, sondern 0,127 Sekunden südlicher Breite. Das heißt im Klartext, das den Leuten mit dem Denkmal die falsche Äquatorlinie gezeigt wird.

Im Internet und auf Wikipedia ist das schön nachzulesen, das die richtige Linie gute 250 Meter nördlich verläuft. Ungefähr zweihundert Meter weiter befindet sich noch das Sonnenmuseum "Inti Nan", die den Besuchern anhand von anschaulichen Versuchen zeigen, warum der Äquator genau bei ihnen durch das Gelände verläuft. Auch dort ist eine Äquatorlinie in den Boden eingelassen.

Beim Befragen des Garmin-Orakels war dieses aber auch nicht gewillt, die vielen Nullen zu zeigen. Hier waren wir immer noch 0,065 Sekunden zu weit südlich. Der richtige Äquator, den wir bei der Herfahrt nach Quito mit der sechsten Äquatorüberquerung überfahren hatten, verläuft nochmals ein ganzes Stück nördlich. Auf jeden Fall waren es nachvollziehbare und nette Versuche, die einem zu erklären versuchen, was es mit Gravitation, Erdrotation, Erdanziehungskraft und sonstigen Faktoren am Äquator auf sich hat.

Wir waren hier in der Erdmitte bzw. auch mal knapp daneben und sind stolz, vom "Ende der Welt" gesund bis hierher gekommen zu sein. Als wir beide Museen besichtigt hatten, machten wir uns wieder auf, zurück in die Neustadt zu kommen. Alf war hinterher ganz stolz, ohne Kartenmaterial wieder zum Ausgangspunkt zurück gefunden zu haben.


12.03.2014 - Warten auf die Sonne

Wetter: 20 Grad, bedeckt

An unserem letzten Tag in Quito hatten wir noch vor, mit dem TeleferiQo auf den Pichincha hinaufzufahren, um von dort oben ein paar schöne Aufnahmen von Quito zu machen. Die Sonne war immer so am Durchdrücken.

Leider hatte sie nicht die Kraft, sich vollends durchzusetzen und die vorhandene Bewölkung wegzublasen. Und mit den vielen Wolken in den angrenzenden Berghängen können wir uns die Seilbahnfahrt sparen, da dort oben dann außer Wasserdampf nichts zu sehen ist. Und so verbrachten wir den Nachmittag noch in Quito.

Am Abend wollten wir mal wieder was richtig Gutes zum Essen haben und spazierten zum mehrere Kilometer entfernten italienischen Restaurant "Il Risotto". Und der Spaziergang hat sich gelohnt. Auf der Speisekarte mindestens fünfzig verscheidene Pastagerichte aus allen Provinzen und Regionen Italiens. Da könnten sich unsere italienischen "Super-Restaurants" in Deutschland mal drei Scheiben davon abschneiden. Nach absolut lecker schmeckenden "Brsucetta" als Vorspeise gab es für Rosi Spaghetti "Vongole" und für Alf Rigatoni mit Vodka und Kaviar. Beides absolut schmackhaft. Nur bei den flüssigen Nachspeisen haben sie eine bescheiden Auswhal. Weder Ramazzotti noch Averna noch Vecchia Romagna ist in ganz Südamerika aufzutreiben. So musste Alf sich mit Grappa begnügen.


13.03.2014 - Abschied von Quito - Fahrt zur Teufelsnase

Wetter: 15 - 20 Grad, total bewölkt

Die letzten Tage konnten wir ausreichend relaxen, unsere Sachen auf Vordermann bringen und die Hauptstadt Ecuadors besichtigen. Doch alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei. So packten wir heute unsere Siebensachen zusammen und verabschiedeten uns am frühen Vormittag von Diego. Nun hieß es erst einmal, Quito hinter sich zu bringen, um auf die Straße der Vulkane zu gelangen. Doch schon nach den ersten Metern gab es wieder was zu feiern: Unseren 22.000sten Reisekilometer.

Bis wir an den Stadtrand von Quito gelangt waren, vergingen doch geschlagene eineinhalb Stunden. Eine Umgehungsstraße gibt es zwar, aber das ist so eine Sache. Man darf sich das nicht so wie den Mittleren Ring in München oder so ähnlich vorstellen. Die Umgehungsstraße zeigt alle Facetten des ecudorianischen Straßenbaus. Zunächst beginnt die Straße in der Stadtmitte gut ausgebaut und vierspurig, um dann weiter in den Außenbezirken mit größeren Schlaglöchern versehen teilweise einspurig zu werden und mitten durch die einzelnen Stadtteile zu führen. Hier halten dann auch die unterschiedlichsten Fernbusse, Minibusse, Taxis usw. an jeglicher Stelle. Hierdurch leidet der Verkehrsfluß enorm und man muß aufpassen, keinem der abrupt anhaltenden Fahrzeuge aufzufahren.

Doch irgendwann war es auch geschafft. Wir waren der Großstadt entronnen und hofften auf eine trockene und sonnige Fahrt in Richtung Süden. Doch schon bald mussten wir erkennen, wie mimosenhaft Petrus doch veranlagt ist. Hatten wir ihn doch noch vor wenigen Tagen zum Ohrenarzt geschickt, nahm er uns diese Kritik wohl etwas übel. Keinen einzigen der wunderschönen Vulkane entlang der Straße der Vulkane hat er uns erblicken lassen. Alle, aber auch gar alle, waren mit einer dichten Wolkenwand bis fast auf den Boden versehen, so daß eines unsere Ecuadorhighlights aufgrund der Übellaunigkeit des Wettermachers total ins Wasser bzw. "in die Wolken" fiel. Weder den Cotopaxi mit 5.897m noch den Chimborazo mit 6.310 m, um nur einige Große zu nennen. DANKE, der Herr !!!   :-( :-( :-(

Auf der weiteren Fahrt kamen wir über Ambato nach Riobamba, dem eigentlichen Ziel der Tagesetappe. Riobamba ist zusammen mit der Provinz Chimborazo das Agrarzentrum Ecudaors. Hautnah miterleben konnten wir das an den Straßenrändern. Dort waren Mohrrüben und anderes Gemüse säckeweise zum Abtransport aufgestapelt.

Wie im Reiseführer beschrieben, wollten wir von Riobamba aus morgen mit dem Zug zur sogenannten "Nariz del Diablo", der Teufelsnase, fahren. Als Alf in den Bahnhof ging, um dort Tickets zu erstehen, bekam er die Auskunft, daß der Zug gar nicht mehr ab Riobamba zur Teufelsnase fährt, sondern man muss mit dem Bus von dort in zwei Stunden nach Alausi fahren, um dann in den Zug umzusteigen.

Mit diesem geht es weiter zur Teufelsnase und retour und dann wieder mit dem Bus in guten zwei stunden nach Riobamba. Da die Nase bzw. Alausi eh auf unserer geplanten Fahrtroute lag, sattelten wir die Hühnern nochmals und ritten in guten eineinhalb Stunden vollends bis Alausi durch. Mittlerweile wurde es jedoch recht schattig, da wir uns immer auf Höhen zwischen 2700 und 3500 Metern bewegten. Doch mit einem kräftigen heißen Kaffee und leckeren Polentakäsefladen waren wir gleich wieder aufgewärmt und hatten schnell eine Unterkunft gefunden.


14.03.2014 - Vom Teufelszinken in die Traufe

Wetter: 17 - 23 Grad, zuerst bewölkt, dann Regen satt, zum Schluss ein paar Sonnenstrahlen

Wer zum Teufel will, muss früh aufstehen. Frei nach diesem Motto hieß es für uns heute schon um sechs Uhr: "Raus aus den Laken". Pünktlich um sieben Uhr standen wir dann am Bahnhof, um die begehrten Tickets zu ergattern. Wie das so ist mit der südamerikanischen Pünktlichkeit kam noch ein wenig "Gummizeit" hinzu. Wir haben inzwischen mal am Bahnhofscafe ein Frühstück bestellt. Als wir dieses beendet hatten, war der Ticketschalter dann auch besetzt und wir konnten zur Tat schreiten.

Sooo einfach ist das aber nicht. Das Ticket für die Bimmelbahn konnte nur unter Vorlage des Reisepasses ausgefertigt werden. Dann wurde eine dicke Rechnung mit Durchschlag geschrieben, die vom Kunden auch noch gegengezeichnet werden muss. Und beim Einsteigen wurden die Tickets nochmals unter Vorlage des Reisepasses kontrolliert. Doppelt genäht hält besser.

Die Fahrt zum "La Nariz del Diablo" konnte losgehen. In wunderschön restaurierten Waggons zockelten wir mit geringer Geschwindigkeit auf der Strecke nach Sibambe dahin. Das Wetter spielte auch mit. Entgegen der Wettervorhersage im Internet regnete es nicht, sondern es war nur bewölkt. Gelegentlich versuchte die Sonne durch zu kommen. Hierbei entstand eine teilweise richtig geisterhafte Stimmung. Oben die hellen und oftmals sehr dunklen Wolken, ab und zu mal ein Sonnenstrahl dazwischen und diese weite Landschaft dazu.

Kurz vor dem Bahnhof Sibambe kam  dann der Clou der Strecke. Um einen Höhenunterschied von 100 Metern an einem steil abfallenden Berghang hinunter zum Rio Chanchán zu überwinden, haben sich die Betreiber bzw. Erbauer der Strecke einen technischen Kniff einfallen lassen. Beim Bergabfahren fährt der Zug zunächst vom bergoberen Gleis geradeaus auf ein Abstellgleis. Nachdem er dort steht geht einer der Bediensteten her und stellt vor dem Abstellgleis die Weiche um. Nun fährt der Zug von diesem in umgekehrte Richtung wieder auf das berguntere Gleis bis zur nächsten Weiche. Diese Zick-Zack-Prozedur wiederholt sich ein paar mal und irgendwann ist der Zug dann im Tal angelangt. Von dort kann er nun weiter bis nach Guayaquil fahren, wenn er möchte.

Nach einem gut einstündigen Aufenthalt in Sibambe mit Folkloredarbietungen und einer kleinen Kaffeepause ging die Fahrt wieder zurück nach Alausi, wo wir uns fertig machten, um die Reise nach Cuenca fortzusetzen. Die knapp 150 km sollten nicht allzu lange dauern. Und wieder einmal war die Rechnung ohne den Wirt bzw. Petrus gemacht.

Anfänglich war die Strecke bei trockener, aber bewölkter Witterung schön zu befahren. Doch nach gut 20 km setzte zuerst Nieselregen und dann ordentliche Schütte ein. Auf diesem Streckenabschnitt fuhren wir dann immer so knapp zwischen unterhalb und oberhalb der Wolkengrenze. Direkt darunter war es dunkel, mittendrin in den Wolken hatten wir eine Sichtweite von teilweise unter 20 m und oben drüber war es kühl und regnerisch. Die Fahrt war ein ewiges Auf und Ab zwischen 2500 und 3500 Metern. Wieder einmal konnte unser Companero-Motorradanzug seine Qualitäten beweisen. Doch ein Spaß wars keiner. Wolkensuppe mit dichtem Regen und durchs Visier sah man auch nicht viel (trotz Pin-Lock).

Aber irgendwann hat auch das Elend sein Ende. Kurz vor Cuenca riss der Himmel wieder etwas auf und wir konnten bei einigen Sonnenstrahlen in die relativ große Stadt einfahren, um uns dort eine Bleibe zu suchen. Im Hostal Calle Angosta kamen wir unweit des Zentrums gut unter. Morgen werden wir uns Cuenca, das in einem 2500 m hohen Talbecken liegende "Athen" Ecuadors , in Ruhe anschauen.


15.03.2014 - Man darf nicht alles glauben

Wetter: 26 - 28 Grad, sonnig, gegen Nachmittag Weltuntergangsregen

Gleich nach dem Frühstück machten wir uns auf die Socken, um das im Ecuador-Reiseführer vollmundig beschriebene Museo del Sombreros anzuschauen. In Montechristi, dem Ursprungsort der Sombreros, hatten wir ja leider nicht die Gelegenheit, den einzelnen Herstellungsprozessen beizuwohnen . Und hier sollte es offensichtlich möglich sein.

Zunächst irrten wir kreuz und quer durch die Gassen und suchten das verflixte Museum. Bis wir dann mit viel fragen den Standort eingegrenzt hatten, verging eine gewisse Zeit. Und irgendwann standen wir dann davor, nachdem wir vorher schon zweimal daran vorbeigelaufen waren. Völlig unscheinbar in einem schmalen Haus in einer Häuserzeile eingezwängt und auf den ersten Anhieb nicht unbedingt zu erkennen.

Als wir das Museum betraten, dachten wir zuerst, wir sind in einem Hutmachergeschäft. Eine Vielzahl von Sombreros in allen Farben und Formen in den Regalen zum Verkauf ausgestellt. Und im Seitenbereich zwei kleinere Räumchen, in denen eine Handvoll Bilder an der Wand hingen. Dazu lagen ein paar Werkzeuge herum. Das wars. Keine Vorführung, keine Erklärung, nada ... da hat der Autor des Reiseführers maßlos übertrieben. Hier werden die Hüte alle maschinell hergestellt und chemisch behandelt. Auf dem Land bei Montecristi werden die Hüte noch in mühevoller Handarbeit gemacht und man merkt den Qualitätsunterschied auch ein wenig beim Anfassen.

Hinterher schlenderten wir durch die Stadt, besichtigten den Markt in der Markthalle mit seinen unzähligen bunten Obst-, Gemüse-, Fleisch- und sonstigen Ständen. Beim Gang zum Central Park kam gerade ein Doppeldeckerbus angefahren, der eine Citytour anbot. Diesen enterten wir sogleich und fuhren mit ihm eine Runde durch die Stadt. Aufgrund der Fahrweise des Busfahrers und den örtlichen Gegebenheiten kam man jedoch kaum zum Fotografieren und nach einer guten Stunde verließen wir den Doppeldecker gefrustet wieder.

Unsere Besichtigungsfestplatte bezüglich Kirchen und sonstigen Museen ist relativ voll. Daher taten wir es uns auch nicht an, eine der 52 (!!!) Kirchen oder der unzähligen Museen anzuschauen. Es wiederholt sich in den Städten eigentlich immer wieder. Schöner zentraler Platz, drumherum Kirchen, Cafes, etc. Wir werden uns die nächsten Wochen vollends auf die größeren Highlights konzentrieren und die Wiederholungen weitestgehend links liegen lassen.

Unseren Frust spülten wir mit einem guten Kaffee und einem lausig gemachten Crepes hinunter. Gerade als wir im Cafe saßen, fing es zu regnen an. Mit einigen deftigen Krachern kündigte sich ein Gewitter an und es schüttete eine gute halbe Stunde aus allen Rohren herunter. Heute morgen, bevor wir das Hostel bei Sonnenschein verließen, hatten wir unsere Kofferzusatztaschen zum Austrocknen aufgemacht und dann das Hostel verlassen.

In der Annahme, vier Aquarien auf den Alukoffern vorzufinden, kamen wir am späten Nachmittag wieder zum Hostal zurück. Die Besitzer hatten jedoch irgendwie die Gefahr erkannt und dankenswerterweise die Taschen zugemacht, so daß wir bei der Rückkehr zwar nasse Taschen, aber keine Aquarien vorfanden.

Normalerweise hatten wir morgen vor, über Loja auf einer schönen Kurven- und Bergstrecke Richtung Peru zu fahren. Da sich jedoch für Sonntag auf der Strecke nach Loja viel Regen angekündigt hat, planen wir um und fahren wieder in Richtung Machala auf einer schönen Berg- und Kurvenstrecke weitestgehend trocken an die Küste, wo es warm ist.


So, nun sind wir wieder in ---> Perú angelangt. Lest dort bitte weiter mit dem Eintrag vom 16.03.2014.